Auch Räume sollen Geschichten erzählen

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Menschen sind von Natur aus Geschichtenerzähler. Seit Anbeginn der Zeit haben wir uns durch mündliche Überlieferungen, Schrift und andere Medien Geschichten erzählt. Geschichten sind nicht nur ein Mittel der Unterhaltung, sondern auch ein mächtiges Werkzeug, um Emotionen zu wecken, Wissen zu vermitteln und Menschen miteinander zu verbinden. In den letzten Jahren hat sich die Bedeutung des Storytellings auch im Bereich des Raumkonzepts immer stärker herauskristallisiert. Deshalb spielen auch Unternehmen vermehrt mit der Gestaltung ihrer Räumlichkeiten.

Storytelling for the win

Ein Raumkonzept, das auf Storytelling basiert, kann dazu beitragen, die Identität einer Marke oder eines Unternehmens zu stärken. Indem du eine klare Geschichte erzählst und diese in den Raum einbettest, wird eine einzigartige Atmosphäre geschaffen, die die Persönlichkeit und Werte des Unternehmens widerspiegelt, was wiederum Sinnhaftigkeit vermitteln soll. Dadurch entsteht ein hoher Wiedererkennungswert, der dich von anderen abhebt und die Kundenbindung stärkt. Menschen können sich mit dem Raum verbinden und eine emotionale Bindung aufbauen. Die richtige Nutzung von Farben, Materialen, Formen und Licht kann eine bestimmte Stimmung erzeugen, die die gewünschten Emotionen hervorruft. Diese emotionale Verbindung steigert die Zufriedenheit der Besucher und fördert die Wiederkehr.

Du musst dir bewusst sein, dass ein Raumkonzept mehr als nur eine Ansammlung von Räumen und Einrichtungsgegenständen ist. Es ist eine Inszenierung, eine Bühne, auf der sich Geschichten entfalten können. Mithilfe von Storytelling schaffen wir Erlebniswelten, die die Besucher emotional berühren und begeistern.

Wie Raumkonzepte mit Storytelling umgesetzt wurden

Das wohl bekannteste Beispiel für Storytelling in einem Raumkonzept sind Escape Rooms. Jeder Raum hat seinen eigenen Charakter und weckt unterschiedliche Emotionen. Bei «Die Jagd nach dem heiligen Gral» schnappen wir uns Hut und Peitsche und fühlen uns wie Indiana Jones. Mit dem «Orient Express» fahren wir die nostalgische Route von Paris nach Istanbul. Mit der Einrichtung und der auf diese Weise entstehenden Geschichte schaffen es Escape Rooms uns in eine neue Welt und ein neues Thema eintauchen zu lassen.

Weitere Beispiele:

  • Harry Potter Hotel in London
    Jedes Zimmer ist nach einem der Häuser von Hogwarts eingerichtet. Beim Betreten werden die Gäste von einem sprechenden Hut begrüsst, der ihnen ihr Haus zuweist. Im Hotel finden sich immer wieder Verweise auf die Bücher und Filme.
  • Comet Diner in Biel/Bienne
    Dieses Restaurant versetzt die Gäste in die Zeit des Rock ‘n’ Roll und der amerikanischen Autokultur zurück. Jukebox, Neonlichter und Dinerbänke sind nur einige Einrichtungsgegenstände, die das Erlebnis komplettieren.
  • Anne Frank Haus in Amsterdam
    Das Anne Frank Haus ist ein Museum, in dem Gebäude, in dem Anne Frank und ihre Familie sich während des Zweiten Weltkriegs vor den Nazis versteckten. Die Räume sollen die Atmosphäre und Bedingungen des Verstecks nachbilden.

Alle Sinne ansprechen

Storytelling ermöglicht es, eine mehrdimensionale Erfahrung zu schaffen. Durch das Ansprechen der fünf Sinne kann eine Geschichte lebendig werden. So können die Besucher den Raum auf vielfältige Weise erleben.

Wenn ein Raumkonzept alle Sinne anspricht, hebt es sich von anderen ab und schafft ein einzigartiges Erlebnis. Die Kombination aus riechen (Düfte), hören (Hintergrundmusik), sehen (Einrichtung), tasten (interaktive Displays, Touchscreens) und schmecken (Verkostung) kann eine Atmosphäre schaffen, die nirgendwo anders zu finden ist. Weiter wird durch das Aktivieren der Sinne während einer Erfahrung die Erinnerung an ebendiese Erfahrung intensiviert. Das Gehirn verknüpft Informationen, die über verschiedene Sinneskanäle aufgenommen werden und erzeugt dadurch stärkere und länger anhaltende Erinnerungen.

Wie gelingt Storytelling im Raumkonzept?

Als Kommunikationsagentur durften wir schon einige Raumkonzepte entwickeln und umsetzen. Auch für uns ist es immer wieder eine spannende Reise, mit einzigartigen Geschichten ein Kundenerlebnis mit nachhaltigem Wow-Effekt zu kreieren. In diesem Prozess gibt es einige wichtige Punkte zu beachten. In einem ersten Schritt muss die DNA (Corporate Identity) des Unternehmens ergründet werden. Erst, wenn anhand der DNA versinnbildlicht wird, wofür ein Unternehmen genau steht, kann das Raumkonzept in Angriff genommen werden. Dazu müssen die Aspekte der DNA zwingend ins Raumkonzept übertragen werden. Es muss ergründet werden, was der neue Raum kommunizieren soll. Hier empfehlen wir die Geschichte konkret zu formulieren, denn schriftlich festgehalten ist es für die Menschen oft einfacher einen gemeinsamen Nenner zu finden und sicherzustellen, dass alle vom Gleichen sprechen. Als Hilfestellung können folgende Fragen dienen:

  • Welche Geschichte soll der Raum erzählen?

  • Woran soll der Raum erinnern?

  • Welches Gefühl soll der Raum vermitteln?

  • Welche Emotionen werden ausgelöst?

Ein weiterer Stolperstein ist die Abstimmung mit den verschiedenen Stakeholdern, wie beispielsweise der internen Marketing-/Kommunikationsabteilung und den Umsetzern (Architekturbüro und Handwerkerbetriebe). Damit das Projekt gelingt und Besucher sich in der Geschichte wiederfinden, müssen schliesslich alle Massnahmen aufeinander abgestimmt sein. In unserem Büro findest du dich in einem pinken Reich wieder.

Abschliessend lässt sich sagen, dass die Wichtigkeit von Storytelling in einem Raumkonzept nicht unterschätzt werden darf. Geschichten haben die Fähigkeit uns zu berühren, zu inspirieren und zu verbinden. Wenn wir das Potenzial des Storytellings im Raumdesign nutzen, können wir einzigartige Erlebniswelten kreieren, die emotionale Bindungen schaffen und die Identität einer Marke oder eines Unternehmens stärken. Erwecke auch du deine Räumlichkeiten zum Leben.

Quellen: